Befähigen statt Belasten – Unternehmer in Sorge

Sie hören uns zu. Sie interessiert die Sicht der Unternehmer auf Wirtschaft und Gesellschaft, auf Ökonomie und Ökologie und Soziales. Sie erkennen, wie bedeutend gerade die Stimme der Unternehmer des Mittelstandes für Deutschland ist. Die Einschätzung von Problemen, die Vorschläge von Lösungen von den Unternehmern, die für Maße an Arbeitsplätzen in Deutschland sorgen.
Sie nehmen uns ernst. Das war einmal. Und so stehen wir heute an einem gefährlichen Punkt, an einem Scheideweg.

Unternehmer im Schatten

Bis vor Kurzem gab es noch einen konstruktiven Austausch mit der Politik. Aber zur Zeit machen meine Unternehmerkollegen und ich immer öfter die Erfahrung, dass die Kommunikation mit uns verweigert wird. Dass zugesagte Termine abgesagt werden. Dass ein kooperativer Umgang nicht mehr gewünscht ist.
Für mich drückt sich in dieser Verweigerungshaltung eine gefährliche Tendenz aus: Unsere wirtschaftliche, ökologische und soziale Zukunft steht auf dem Spiel.
Warum? Weil der eine oder andere Politiker oder Amtsinhaber nicht auf einen Unternehmer wie mich hört?
Nein, sondern weil ein Unternehmer wie ich, genauso wie Sie, genauso wie alle Menschen in Deutschland, mehr und mehr im Schatten von etwas Bedrohlichem stehen: der Ideologie.
Das ,Nicht-mehr-zuhören’ ist für mich ein Symptom einer solchen Ideologie. Einer Haltung, die nicht auf Vernunft und gesunden Menschenverstand setzt, sondern auf Glaubenssätze und tradierte Annahmen, die mittlerweile wie in Stein gemeißelt dastehen. Eine Haltung, die Menschen grundsätzlich misstrauisch betrachtet. Ihnen nicht zutraut, aus eigenen Stücken, aus Freiheit und gutem Willen, Lösungen für unsere Probleme zu finden – und deswegen auf Gebote und Verbote und Regulierung und auf Bürokratie setzt.
Diesen Schatten sehe ich als Gefahr, die unsere Zukunft verdunkeln kann.

Etwas unternehmen – befähigen

Denn im Schatten einer solchen Ideologie leben bedrohliche Dinge auf: Denk-Tabus zum Beispiel. Nur eine Lösung für ein Problem ist denkbar. Schauen Sie sich nur die Energiewende an, um den CO2-Ausstoß zu minimieren. Hier werden Maßnahmen, Gebote, Verbote initiiert, die sich nicht aus vernünftigen Erwägungen ableiten, sondern sich aus ideologischen Grundannahmen ergeben. Was dem widerspricht, ist undenkbar, ja unsagbar. Wenn Sie hierzulande das Thema „Wiedereinstieg in die Kernenergie mit Reaktoren der vierten Generation“ ansprechen, um auf einen vernünftigen, effizienteren, gesünderen, nachhaltigeren und bezahlbaren Weg raus aus der Energiesackgasse hinzuweisen – Tabu.
Sie können das anhand aktueller politischer Umfragen erkennen – für wie viel Unmut so eine Stimmung sorgt, in der die Menschen das Gefühl haben, in ihren Belangen, in ihren Befürchtungen, auch mit ihren kreativen Ideen, nicht gehört zu werden.
Und hier sehe ich uns am Scheideweg: Als Unternehmer frei und von seinen eigenen Werten geleitet verantwortlich tätig zu sein, wird immer schwerer. Für die Menschen in unserem Land wird es immer schwerer, eine Freiheit zu erleben, die mit Vertrauen und Verantwortung zusammengeht: ein Klima des Misstrauens, der Spaltung breitet sich aus.
Einen wesentlichen Grund dafür erkenne ich eben in einer ideologische Haltung in unserer Politik, die die Menschen mehr und mehr mit Geboten, Verboten, Misstrauen belastet, ihnen, ohne dass sie wirklich mitbestimmen könnten, mehr und mehr auflastet – und damit die schlimmsten Schatten heraufbeschwört, die wir uns in Deutschland denken können.
Ich bin mir aber sicher: Wir können einen anderen Weg gehen – indem wir an einem Klima arbeiten, in dem wir Unternehmer das tun können, zu dem wir fähig sind. In dem alle Menschen dazu befähigt werden, vernünftig miteinander zu arbeiten, weil sie spüren, ihnen wird vertraut. Weil ihnen zugetraut wird, dass sie Themen positiv gestalten können.
Wir haben die Köpfe dafür. Die Motivation so vieler Menschen, vernünftig zusammenzuarbeiten, ist da. Sie brauchen keine komplizierten Regeln, anstatt sie mit Verboten zu gängeln.
Die Chance ist da, dass wir unsere wirtschaftliche, nachhaltige und soziale Zukunft auf eine Weise gestalten, dass unsere Leben, das Leben unserer Kinder und Enkel auch in Zukunft reich, gesund und sinnvoll sein können. Lassen Sie uns diese Chance ergreifen.

Detlef Lohmann

PS: Aus den Sorgen von vor allem mittelständischen Unternehmern hier im Süden Deutschland, die sich im WVIB, dem Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V. zusammengefunden hatten, entstand ein offener Brief, der in Zeitungen veröffentlicht wurde und den auch ich unterstütze. Ich hänge ihn hier für Sie an.

„Wir stehen an einem Wendepunkt.
Viele Unternehmen blicken mit Sorge in die Zukunft.
Die Attraktivität des Standorts Deutschland steht auf dem Spiel.

Die großen Ziele der Politik sind richtig:
Ökonomie, Ökologie und Soziales müssen konsequenter zusammen gedacht werden.

Wege und Maßnahmen sind derzeit hingegen oft falsch.
Der richtige Weg: Die Marktwirtschaft muss belebt statt bekämpft werden. Ohne Marktwirtschaft gibt es keinen Fortschritt – weder ökologisch noch sozial. Und auch keinen Wohlstand.

Treiber jeder Marktwirtschaft sind die Menschen in den Unternehmen. Wir müssen unsere Unternehmen von unnötigem bürokratischem Ballast befreien, sonst verhindern wir Fortschritt, vertreiben Wertschöpfung ins Ausland, locken keine Talente an und scheitern an der großen Transformation in Richtung Klimaneutralität

Unser steif gewordener Staat muss schlanker, schneller, agiler werden. Vieles klappt nicht mehr, fast alles dauert zu lang!

Wir brauchen Investitionen in Infrastruktur, Bildung und einen Digitalisierung-Masterplan aus einem Guss.

Wir haben ein Kostenproblem. Wir brauchen ein sofortiges Belastungsmoratorium bei den Themen Steuern und Bürokratie.

Die große Transformation schaffen wir nur, wenn wir konfliktträchtige bürokratische Instrumente vermeiden und auf einfache, gute und technologieoffene Regulierung setzen! Die Menschen wollen besser mitgenommen und weniger bevormundet werden.

Ein positives Beispiel für einen erfolgreichen Weg: Wenn wir den CO2-Ausstoß im Rahmen des bislang erfolgreichen Emissionshandels über alle Sektoren weiter verteuern, schaffen wir einen zentralen Anreiz, CO2 einzusparen und Innovationen voranzutreiben. Und verfügen über ausreichend Mittel, den Wandel gezielt abzufedern.

Die beste Preisbremse für Energie sind Investitionen in ein versorgungssicheres, CO2-armes Energieangebot. Wir müssen erst neue Quellen einschalten, dann alte ausschalten, sonst bringt die Energiewende trotz Subventionsmilliarden Mangel und Inflationsdruck für alle.

Europas Stärke ist der gemeinsame Binnenmarkt, unsere Menschen, unsere Bildungs- und Forschungslandschaft, unsere Infrastruktur und vor allem: unsere politische und wirtschaftliche Freiheit. Bei der Vertiefung dieser Stärken und weniger bei Subventionen für ausländische Konzerne müssen wir ansetzen, wenn wir die Zukunft gewinnen wollen.“

Freiburg, 05.07.2023
Präsidium, Vorstand, Beirat der wvib Schwarzwald AG
Die Unterzeichner: Präsidium, Vorstand und Beirat der wvib Schwarzwald AG

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