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„Ich bin so frei“ – etwas zu unternehmen

Sie haben es vor ein paar Monaten sicherlich alle in den Nachrichten verfolgt: Da erschießt ein Mann einen Tankstellenmitarbeiter, weil der ihn mehrfach auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Bei der Polizei gab er an, er lehne die Corona-Maßnahmen ab und habe ein Zeichen setzen wollen.

Das ist natürlich ein Extrembeispiel und ganz sicher haben bei dieser Tat auch noch andere Dinge eine Rolle gespielt. Aber trotzdem habe ich bei dieser Nachricht gedacht: „Was ist denn hier los? Weil ich eine Maske tragen soll, fühle ich mich in meiner Freiheit so eingeschränkt, dass ich einen Menschen erschieße?“

Wir sind frei wie noch nie.

Freiheit ist ein hohes, vielleicht das höchste Gut, das wir besitzen. Und in den westlichen Demokratien haben wir so viel Freiheit wie noch nie. Sie haben das Recht, Ihre Persönlichkeit zu entwickeln – so, wie Sie es möchten. Sie haben das Recht, Ihren eigenen Lebensentwurf zu verfolgen. Sie haben das Recht, eine eigene Meinung zu den Dingen zu haben. Und weil die meisten Menschen heute in relativem Wohlstand leben, die Befriedigung der Grundbedürfnisse nicht mehr eine so große Rolle spielt, nehmen sich auch immer mehr diese Freiheit. Selbstverwirklichung und Individualität sind etwas Selbstverständliches. Das ist erst einmal gut so.

Unsere Gesellschaft ist dadurch heterogener und in meinen Augen spannender und reicher geworden.

Freiheit heißt nicht: Tu was du willst.

Ich sehe aber auch noch etwas anderes. Viele Menschen reagieren heute sehr empfindlich auch auf kleinste Einschränkungen ihrer Freiheit. Sie verstehen Freiheit in erster Linie als Freiheit von etwas, als die Freiheit, sich nicht an Werte und Regeln zu halten, die sie aus ihrer individuellen Weltsicht nicht teilen und nicht akzeptieren. Und einen breiten Konsens darüber, was gut und was falsch ist, gibt es heute nicht mehr. Viele fühlen sich an nichts mehr gebunden.

Nehmen Sie zum Beispiel die Social Media. Da können Sie sich Netzwerke aufbauen, knüpfen viele Beziehungen. Aber echte Bindungen entstehen dort nicht. Jedenfalls nicht solche, wie sie in Familien und Freundeskreisen existieren und wo sie mir auch eine gewisse Sicherheit geben können. Aber diese Bindungen sind ein Stück weit verlorengegangen. Es gibt Studien dazu, die zeigen, dass die so genannten Digital Natives ein großes Bindungsproblem haben.

Wir sind frei, etwas zu unternehmen.

Ich vermisse einen anderen Freiheitsbegriff. Die Freiheit zu etwas. Die Freiheit zu gemeinsamen Werten und Regeln zu stehen. Die Freiheit, Verantwortung zu übernehmen. Sich selbst einzuschränken, die eigene Persönlichkeit zurückzustellen, wo es um das Wohl einer Gruppe oder einer Gesellschaft geht.

Oder um das Wohl Ihres Unternehmens: Sie können nicht erfolgreich sein, wenn nicht alle, die bei Ihnen arbeiten, sich darüber einigen, wie sie arbeiten wollen – und sich dabei an die gemeinsamen Regeln halten.

Und ich glaube, das Thema ist sogar noch größer: Denn wir müssen die Welt retten. Zum Glück haben wir die Freiheit, gemeinsam nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften, gemeinsam die Ressourcen unserer Erde zu schonen, gemeinsam die Welt für unsere Kinder zu bewahren.

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